Publikum bei den DXD2022

Recap: Das waren die Digital Experience Days 2022!

Ende September fanden in Berlin die Digital Experience Days von JustRelate statt – die deutsche Digital-Konferenz für Marketing, Vertrieb und Service. Die mehr als 500 Teilnehmer der Veranstaltung im Berliner nhow Hotel und online konnten Zukunftsluft schnuppern, Kontakte pflegen und auch dank eines tollen Rahmenprogramms jede Menge Spaß haben.

In diesem Artikel präsentieren wir Ihnen Highlights des ersten Konferenztages.

Der Morgen beginnt mit Musik des Gitarristen Stephan Bienwald. Unter der Moderation von Alex T. Steffen und Claudia van Veen dürfen wir uns auf acht Stunden voller Denkanstöße von Zukunftstreibern in Bereichen wie Cloud Computing, KI und Digital Experience freuen. 

Bei der Eröffnung der Konferenz unterstreicht JustRelate-CSO Holger Müller, warum Live-Events, die nicht nur online, sondern auch physisch stattfinden, heutzutage immer noch sinnvoll sind: "Wir brauchen persönlichen Austausch, wir brauchen Nähe." Warum aber ist das Thema Customer Centricity, das in vielen der Vorträge zur Sprache kommt, so wichtig? "Kundenzufriedenheit heißt nicht nur, dass ich einen loyalen Kunden habe. Ein Kunde, der zufrieden ist, wird unter Umständen auch ‘informeller Mitarbeiter der Marketingabteilung’ und empfiehlt uns aktiv weiter", so Müller. 

Pero Mićić: Wie Trends und Technologien die Wirtschaft und Gesellschaft verändern und neue Chancen bringen

Im ersten Vortrag beschäftigt sich Zukunftsmanager Professor Pero Mićić mit der Frage, “Wie Trends und Technologien die Wirtschaft und Gesellschaft verändern und neue Chancen bringen”. In seiner inspirierenden Keynote macht Mićić trotz der aktuell allgegenwärtigen Krisenstimmung Mut für die Zukunft: "Wir können durch diesen Nebel kaum in Richtung Zukunft blicken. Trotzdem haben wir gerade alle Tools an der Hand, um die Welt zu einer besseren zu machen", so Mićić. 

Er ergänzt: "Wir haben die Welt fast überall besser gemacht: Säuglingssterblichkeit, Krebsheilung. In 20 Jahren – das ist realistisch – könnte niemand mehr an Krebs sterben müssen."

Das Besondere an seinem Vortrag ist, dass er die langfristige Perspektive in den Blick nimmt und betont, welche besonderen Aufgaben hier Führungskräften zukommen. Schließlich müssten Leader positive Zukunftsvisionen entwerfen und ihre Mitarbeiter mitnehmen: "Wir müssen es den Menschen einfacher machen, sich eine gute Zukunft vorzustellen. [...] Hier sollten wir bei den Leadern ansetzen.”

Mićić nennt spannende Beispiele, wie unsere Energieversorgung künftig durch erneuerbare Energien gewährleistet sein werde. Die aktuelle Energieknappheit sei nur vorübergehend. Neue Wege der Energieerzeugung und -speicherung würden bald eine wahre Energiefülle garantieren. Er fährt fort mit einem spannenden Beispiel, wie Neurotechnologie uns im Kampf gegen Parkinson ein ganzes Stück weiter bringt. 

Doch was verhindert den Wandel in Organisationen und Gesellschaft? Mićić erklärt dies anhand der von ihm definierten “4G”, allen voran Gefühle und Gewohnheiten. Das Entscheiden in eingefahrenen Bahnen sowie aufgrund von irrationaler Sympathien und Antipathien seien hier große Probleme. Es fehle am wirklich freien Willen der Menschen und auch an der Entschlossenheit, in Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Neurotechnologie einen Möglichmacher für mehr Lebensqualität zu sehen. In einer Zeit, in der das grenzenlose Wachstum infrage gestellt wird, sei aber genau die menschliche Lebensqualität "das einzige, das unendlich wachsen darf”, so Mićić.

Zwar würden durch den Wandel einige Jobs obsolet werden, aber immer wieder neue entstehen. Menschen könnten sich abwenden von stupiden Tätigkeiten: "Alles, was eine KI und eine Maschine machen kann, ist eines Menschen Aufmerksamkeit, Zeit und Mühe nicht würdig. Sonst würden wir uns beschweren, dass wir immer noch Kutscher haben müssten. [...] Unsere Lebensqualität wird steigen." KI sei also keine Bedrohung, sondern vielmehr eine willkommene Unterstützung. 

Und was braucht der Mensch, um in Zukunft erfolgreich zu sein? Mićić ist sich sicher: "Emotionale Intelligenz, Empathie, logisches Denken, unternehmerisches Handeln, Kommunikationsfähigkeit, Veränderungslust, gut mit anderen arbeiten und eine technische Kompetenz."

Und so sollten wir alle daran arbeiten, eine erstrebenswerte Zukunft, oder in Mićić Worten, einer “Bright Future” zu arbeiten. Ein Mut machender Vortrag voller Inspiration!

Sind Sie neugierig geworden? Pero Mićićs neues Buch Bright Future Business: So machen Sie Ihr Unternehmen jetzt zukunftssicher erschien am 18. Oktober 2022 und vertieft die hier angeschnittenen Themen.

Martin Müntjes: Portal- und E-Commerce-Lösungen

Als Nächstes steht Martin Müntjes auf der Bühne, der als Head of Marketing und Digital Sales bei TROX mit den Themen Portale und E-Commerce bestens vertraut ist. In seinem Vortrag gibt er spannende Einblicke in die Projektpraxis und zeigt Best Practices aus seinem Unternehmen.

Mit myTROX führte TROX ein Cloud-basiertes digitales Ökosystem ein. Müntjes erklärt, warum das sinnvoll ist: “Wenn wir früher Updates machten, musste alles upgedatet werden. Ein monolithisches System. Da stecken über 100 Mannjahre Entwicklerarbeit drin – von uns selbst. Wenn Sie das jedes Mal wieder umbauen, ist das ein enormer Aufwand. Der Weg von uns IT-seitig ist der, das Ganze ins Web zu bringen und danach so modularisiert von der Performance her aufzustellen, dass wir es auch in die Cloud bringen können.”

Bei der Umsetzung der digitalen Transformation geht es laut Müntjes um digitale Fähigkeiten und um Leadership-Skills: Der Erfolg hängt auch davon ab, ob Veränderungen – wie etwa die Bereitstellung neuer Technologien – sinnvoll gemanagt werden. Ein wichtiger Punkt für Müntjes: Prozesse und Abläufe sollten intern und extern so gestaltet werden, dass sie in die Arbeitsrealität von Kunden und Mitarbeitern passen. Nur so könnten sie langfristig erfolgreich sein.

Im anschließenden Interview möchte Moderatorin Claudia van Veen von Martin Müntjes wissen, wie man Mitarbeiter, die um ihren Arbeitsplatz fürchten, von der digitalen Transformation überzeugen kann. Laut Müntjes hilft es, die kontinuierliche Kommunikation mit diesen Kollegen zu suchen. Man sollte sie in den Prozess einbeziehen, ihre Befürchtungen erst nehmen und entsprechend reagieren.

Podiumsdiskussion: Digital Experience 2023 – Dos and Don'ts bei Digitalprojekten

Am Mittag findet eine Podiumsdiskussion über die Dos and Don'ts bei Digitalprojekten statt. Hier geben Mitarbeiter der JustRelate-Partner asioso, click solutions, Ergosign, Das Büro am Draht und Pinuts Tipps, berichten aus erster Hand von ihren Projekten und zeigen, wie Unternehmen Fehler vermeiden können. An Infoständen im Foyer können sich die Teilnehmer darüber informieren, wie diese Partner auch anspruchsvollste Digital-Experience-Projekte umsetzen können. 

Markus Hövener: Wie Sie eine SEO-Strategie entwickeln, die diesen Namen auch verdient

Nach der Podiumsdiskussion führt uns Markus Hövener, Gründer und Geschäftsführer von Bloofusion, in die Welt der Suchmaschinenoptimierung. Er erklärt, dass zwar viele Unternehmen SEO betreiben, aber das oft nur wenig effizient und effektiv. Es werden irrelevante Maßnahmen durchgeführt, Content rankt nicht und es mangelt an Backlinks. Um das maximale Potenzial der Optimierung für Google & Co. auszuschöpfen, bedarf es deshalb einer durchdachten SEO-Strategie.

In seinem Vortrag gibt Hövener den Teilnehmern einen Leitfaden an die Hand, wie sie bei der Entwicklung einer solchen Strategie vorgehen sollten, und welche Fallstricke es bei deren Umsetzung geben kann. Ein wichtiger Punkt ist dabei der Content-Marketing-Plan. Inhalte sollten nicht nur für Backlinks erstellt werden, sondern auch für den Reputationsaufbau, für Rankings und Erwähnungen durch andere.

Am Ende des Vortrags betont Hövener in seinem Fazit die Relevanz von ausführlicher Recherchearbeit: “Man sollte viel Energie in die Analyse stecken. So eine Strategie muss ein paar Jahre halten. Es macht wirklich Sinn, sich alle Mitbewerber anzusehen: Wo haben sie ihren Traffic her? Was für Suchbegriffe haben sie?”

Gabriele Horcher: Künstliche Intelligenz – (R)Evolution in der Kommunikation

Der Nachmittag wird eröffnet von der Kommunikationswissenschaftlerin Gabriele Horcher, die uns neugierig darauf macht, wie Künstliche Intelligenz unsere Kommunikation verbessern kann. 

"Eine der wirklich größten Herausforderungen in der Kommunikation ist es, die Sprachbarriere zu überwinden." Gabriele Horcher zeigt uns, dass es neben dem revolutionären Übersetzungs-Tool DeepL auch bei den Google Glasses Neues gibt: Mittels der Echtzeit-Übersetzung auf der Augmented-Reality-Plattform lassen sich Gespräche live übersetzen. Der Brillenträger kann das Übersetzte in Echtzeit mitlesen. Sogar Gebärdensprache wird damit verständlich. Das hilft, Sprachbarrieren abzubauen und Inklusion zu fördern!

Gabriele Horcher ist fasziniert vom positiven Zukunftsszenario der barrierefreien Kommunikation: “Sie führen ein Gespräch mit einem innovativen Projektpartner in Papua-Neuguinea durch. Der Projektpartner spricht die Landessprachen Hiri Motu und Tok Pisin, aber kein Englisch. Das macht Ihnen kein Kopfzerbrechen, denn auch die seltenen Sprachen dieser Welt werden simultan – in Echtzeit – übersetzt. Sie können selbst mit Kollegen, die mit Beeinträchtigungen leben, ohne Probleme kommunizieren: Sprache wird für Gehörlose in Text umgewandelt. Stummen Kollegen wird eine Stimme gegeben. Und selbst Menschen mit schweren neurologischen Erkrankungen können sich aktiv beteiligen. Der Fachkräftemangel zwingt uns zum einen zur Integration. Zum anderen ist es großartig, jedem Menschen zu ermöglichen, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben.”

Mehr zu den Übersetzungen via Google Glasses erfahren Sie in diesem eindrucksvollen Video.

Prof. Wolfgang Henseler: Customer Centricity bei der Entwicklung von digitalen Produkten und im Marketing

Beim Thema Digital Experience, dem Namensgeber unserer Konferenz, steht die sogenannte Kundenzentrierung oder “Customer Centricity” im Mittelpunkt. Prof. Wolfgang Henseler zeigt in seiner Keynote die Bedeutung von Customer Centricity für moderne Unternehmen auf. Zu Beginn hebt er den entscheidenden Unterschied von der “nur kundenorientierten” Herangehensweise hervor: “Bei einem kundenorientierten Denken geht es im Prinzip darum: Ich habe ein Produkt und versuche, das auf den Kunden hin auszurichten, [...] damit das Produkt ein bisschen individualisierter oder fokussierter wird. Dann habe ich ein produktorientiertes Ökosystem. Bei der Kundenzentrierung haben Sie gar kein Produkt. Sie fangen damit an, zu überlegen: ‘Wann ist der Kunde eigentlich glücklich?’ [...] Sie kommen eigentlich eher aus der Glücksforschung und überlegen: ‘Was ist die Wirkung dessen, was ich eigentlich mache?’”

Henseler verdeutlicht das anhand klassischer Marketingmaßnahmen für Kleidungsstücke. In der alten Welt, die er “Business 1.0 bis 3.0” nennt, würden die Marketeers Marketingmaßnehmen um ein Produkt herum bauen: “Sie schießen ‘Werbepfeile’ aus, und wenn Sie Glück haben, treffen Sie den einen oder anderen Kunden. [...] Nicht jeder, der meine Werbung sieht, kauft auch mein Produkt. In der neuen Welt dreht es sich. Sie haben kein Produkt. Sie überlegen sich: ‘Wann ist der Mensch glücklich? Wann ist er zufrieden? Was möchte er erreichen?’” Der Grundgedanke ist also, die Geschäftswelt vom Kunden aus zu denken und diesem keine fertigen Produkte aufzuzwingen.

Zauberei und Musik am Nachmittag

Neben dem intensiven Wissensupdate stehen die Digital Experience Days ebenso für Networking und Unterhaltung. Während Magier Alexander Riva unser Publikum verzaubert (unter anderem mit iPad-Tricks und Gedankenlesen), heizt Beatboxer Mando dem Publikum mit einem kleinen Beatbox-Workshop ein. Als krönenden Abschluss unseres Unterhaltungsteils jammen Mando und Gitarrist Stephan Bienwald miteinander.

Prof. Dr. Peter Gentsch: Künstliche Intelligenz für Marketing, Sales und Service

Prof. Dr. Peter Gentsch hat bereits in den 1990ern zu Künstlicher Intelligenz geforscht und zeigt, wie diese heute langsam Realität wird. "Mensch versus Maschine – wer schreibt den besseren Content?" Diese Frage haben sich Gentsch und Studenten der Aalen University gestellt. Bei uns gibt er Einblicke in diese Forschung: "Wir haben die KI für Ideation, also Trend Management, genutzt. [...] Diese Themen haben wir mittels (des Textgenerators) GTP3 gepromptet. Dann hat die KI Texte geschrieben." Danach hat das Forscherteam zahlreiche Marken-Postings für große Brands erstellt. Welche Texte schnitten beim Zielpublikum besser ab? Prof. Gentsch hat die Antwort: Alle Texte der KI wurden als gleich gut oder besser bewertet. Die KI wirkte zudem empathischer und persönlicher.

Ebenso sei der Flesch-Index, der die Lesbarkeit von Texten erfasst, bei den künstlich erzeugten Inhalten höher gewesen: "In allen Bereichen hat die KI besser geschrieben als die jeweiligen Firmen oder Agenturen."

Doch wie können wir AI ganz einfach im Alltag nutzen? Zum Beispiel durch KI-generierte Bilder via DALL-E von OpenAI: "Jeder könnte eingeben 'Merkel Clown'. [...] Es ist ein Prompt, wo Sie sagen könnten: 'Mach mal die nächsten 100.' Ein Grafiker würde Sie erschießen. [...] Die KI ist leidensfähig, 365/24/7, kein Betriebsrat, sie wird nicht krank. [...] Wir reden häufig über Disruption in der digitalen Transformation und wollen es nicht wahrhaben. Ich glaube, ich muss nicht sagen, was das für einen Grafiker bedeutet."

Die gezeigten Beispiele verdeutlichen, wie schnell AI-Tools bereits jetzt Bilder erstellen können. Disruptiv ist dies deshalb, weil einfache Grafikarbeiten obsolet werden könnten und weil die schiere Geschwindigkeit menschlich nicht reproduzierbar wäre. Übrigens: DALL-E ist mittlerweile öffentlich und für jeden nutzbar. 

Abschließende Worte von Bernd Völcker

Der Konferenztag wird abgerundet von JustRelate-CEO Bernd Völcker. In seinem Vortrag skizziert er, wie ein Unternehmen in zehn Schritten effizient und gleichzeitig leichtgewichtig die Digitalisierung umsetzen kann. “Digitalisierung heißt im Kern, dass Dinge ihre physische Entsprechung verlieren und zu einem Stück Logik/Software werden”, so Völcker. In Bezug auf Sales und Vertrieb macht er deutlich: "Das Internet rationalisiert Kommunikation, es nimmt Kommunikation heraus. [...] Es rationalisiert überall die Wertkette, wo Kommunikation zwischen A und B stattfindet." Durch eine gut gestaltete, kundenzentrierte Digital Experience würde man sich so sogar Handelsvertreter sparen: "Bei guter Digital Experience verkauft der Kunde ein Produkt an sich selbst. Er ersetzt den Salesman", resümiert Völcker.

Fazit und Dank

Die Digital Experience Days liegen uns sehr am Herzen, weshalb wir uns sehr gefreut haben, eine solche Veranstaltung nach langer Zeit wieder in Präsenz durchführen zu können. Wir danken allen Teilnehmern und Speakern für den Austausch und freuen uns schon jetzt auf die nächsten gemeinsamen Events.

Video zum ersten Tag der DXD2022

Hier können Sie sich einen Großteil der Vorträge des ersten Konferenztages als Video ansehen: 

Über die Digital Experience Days

Die Digital Experience Days von JustRelate sind die deutsche Digital-Konferenz für Marketing, Vertrieb und Service. Seit 2005 veranstalteten wir 15 Konferenzen, vormals unter dem Namen Digital:Relaunch. Das Erfolskonzept der Veranstaltung: Eine Mischung aus exklusivem Digitalisierungs-Wissen, Best-Practice-Beispielen erfolgreicher Unternehmen und Networking mit Experten und Gleichgesinnten. 

Digital Experience Days (DXD) 

Die Konferenz für die Digitalisierung von Kundenbeziehungen in Marketing, Vertrieb und Service

Auch 2023 laden wir Sie wieder zu den Digital Experience Days (DXD) in Berlin ein. Wir freuen uns, dass wir Ihnen dieses Jahr eine ganz besondere Location und – wie gewohnt – ein tolles Programm bieten können. 

Am 19. Juni 2023 erwarten Sie großartige Vorträge unserer renommierten Experten, viel Spaß, ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm und ein Dinner mit Live-Musik in der Bar jeder Vernunft

Am 20. Juni können Sie Ihr Wissen in den Themenbereichen Digitalisierung von Kundenbeziehungen, Digital Experience, Portale, Customer Relationship und Software-Trends bei den Intensiv-Seminaren im Pullman Hotel Schweizerhof vertiefen.